Haben Sie sich schon einmal gefragt, wieso der Eppendorfer Visitenmantel eigentlich „Eppendorfer“ heißt?
Die Antwort ist ganz einfach.
In dem Hamburger Stadtteil Eppendorf liegt seit 1889 das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, auch UKE genannt. Mit 80 Kliniken in 14 Zentren und insgesamt rund 1.600 Betten ist das UKE eines der größten Kliniken Hamburgs. Hier findet auch die universitäre Ausbildung von rund 3.600 Medizin-Studenten statt. Und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gilt als Geburtsstätte des Eppendorfer Visitenmantels.
Der Überlieferung nach ließ sich ein besonders auf seine Erscheinung bedachter Chefarzt einen wadenlangen Taillen-Mantel auf Maß schneidern, den er zu seinen Visiten tragen wollte. Dieser Mantel sollte durch die enge Taille, den ausgestellten Gehrock und die silbernen Nickelknöpfe unmissverständlich seinen Rang signalisieren. Er trug den untersten Knopf stets geöffnet, wodurch sein Mantel ehrfurchtgebietend aufschwoll, wenn er bei der Chefvisite an der Spitze seiner Ärzteschar durch die Flure stürmte. Schnell entwickelte sich sein maßgeschneiderter Chef-Mantel zu einem „Must-Have“ am UKE. Alle Ärzte wollten den vereinfacht auch nur „Eppendorfer“ genannten Kittel haben und so wurde bald die Serienproduktion gestartet. Doch wie konnte man nun den Chefarzt von Oberärzten oder Ärzten anderer Ränge unterscheiden? Schon bald einigte man sich auf ein ungeschriebenes Gesetz, ein „Gentlemen’s Agreement“ unter den Ärzten. Chef-Rang signalisierten die Silberknöpfe, die ihren Platz neben der Knopfleiste auch an dem Rückenriegel fanden. Oberärzte trugen ihren Eppendorfer Kittel komplett zugeknöpft, an der Knopfleiste mit Silberknöpfen, am Rückenriegel jedoch mit weißen Kunststoff-Knöpfen. Und Ärzte unterer Ränge erkannte man an einem komplett mit weißen Kunststoffknöpfen geknöpften Eppendorfer. Assistenzärzten blieb der Eppendorfer jedoch verwehrt, sie mussten mit dem gestellten knielangen Kittel ohne Taille und Rückenriegel Vorlieb nehmen.
Berühmtheit erlangte der Eppendorfer Kittel in den 80er Jahren auch durch die erfolgreiche ZDF-Serie „Die Schwarzwaldklinik“, in der Prof. Brinkmann stets einen Eppendorfer mit Silberknöpfen trug.
Ganz so streng sind die inoffiziellen Tragerichtlinien des Eppendorfers heute zum Glück nicht mehr. Dennoch haben viele heutige Mediziner, die ihre Ausbildung zum Beispiel am UKE genossen haben, den Eppendorfer in guter Erinnerung und möchten die Tradition im wahrsten Sinne des Wortes weiter tragen. Deshalb ist der Eppendorfer heute wieder Kult und wird deutschlandweit von vielen Ärzten nicht ohne Stolz getragen.
Doch der Eppendorfer Kittel ist auch als der „Apotheker Kittel“ bekannt. Hierfür gibt es keine historische Begründung, wohl aber eine naheliegende. Der Eppendorfer Kittel strahlt nach wie vor Seriosität und eine große Kompetenz aus. Da liegt es nahe, auch als Apotheker diesen besonderen Kittel tragen zu wollen!